Erscheinungsjahr: 2003 WER 6557 2 Bestellen
1 Viertel = 100
2-6 Tutti
7 "La condition humaine",
8 Frédéric
9 Mitschnitt
10 Anschlags-Kultur
Was erfasst der Blickwinkel eines rotierenden Tonkopfes? Wie erzählt man eine Chopin-Ballade nach? Gibt es eine Kultur des Anschlags auf die Hörgewohnheiten oder eine besondere Anschlags-Kultur auf dem Klavier?
Diese und andere Fragen könnte sich der Hörer stellen, der die neueste Portrait-CD aus der Reihe Edition Zeitgenössische Musik einlegt. Dem Komponisten Jörg Mainka gelingt es, Doppeldeutigkeiten zu komponieren, scheinbare syntaktische Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen und musikalische Wahrnehmungsmuster durch Irritationen zu Bewusstsein zu bringen. Das eigene musikalische Material muss sich oftmals der Konfrontation mit eingepflanzten Fremdkörpern aussetzen, was immer wieder zu musikalischen Perspektivwechseln führt. Die Wahrnehmung des Hörers wird gezwungen, Haken zu schlagen.
Im klaren Bewusstsein der Tradition und des Potentials der eigenen Klangsprache ist es dem Komponisten möglich, scheinbar Bekanntes konsequent zu konterkarieren oder (wie im Falle von "Frédéric") gar fragmentarisch zu zitieren. Historisch oder assoziativ beladene musikalische Rohstoffe - von konkreten Klängen einer Motorsäge oder eines Feuerwerkkörpers über das fast ordinäre Kolorit einer Farfisa-Orgel oder einer Karnevalströte bis hin zu musikalischen Gemeinplätzen wie der Sixte ajouté oder Zitaten aus Schuberts Winterreise und einer Chopin-Ballade - werden sparsam aber zielsicher strukturgebend oder -zersetzend eingebunden, um Hörgewohnheiten und Erwartungshaltungen zu umspielen.
Daraus geht hochspannende Musik unserer Gegenwart hervor. Dies ist auch den hervorragenden Interpreten der vorliegenden Einspielungen zu verdanken, u.a. der Trompetenklasse Reinhold Friedrich und dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter der Leitung von Sylvain Cambreling, dem Ensemble Modern unter der Leitung von Kasper de Roo und der Sopranistin Ruth Eberhard.
Die CD veröffentlicht erstmalig in beispielgebenden Einspielungen einen Überblick über die Werke Jörg Mainkas von den frühen Arbeiten der 80er Jahre bis hin zum Live-Mitschnitt seines großdimensionierten Orchesterwerkes "Tutti" vom Abschlusskonzert der Donaueschinger Musiktage 2000. In beachtenswertem Feingefühl hat Rainer R. Lorenz, der seit vielen Jahren mit Mainka eng zusammenarbeitet, eigenwillige, richtungsweisende digitale Neuabmischungen für die vorliegende CD vorgenommen. Das Booklet der CD enthält ausführliche Anmerkungen zu den Werken Mainkas in Texten von Markus Hechtle, Hans-Peter Jahn und Rainer R. Lorenz.
1962 | am 6.7. in Salzgitter-Bad geboren |
1976 | Kompositionsunterricht in Heidelberg |
1976-81 | Studium am Kirchenmusikalischen Institut in Heidelberg, Orgel bei Peter Schumann |
1982-89 | Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe, Orgel bei H.J. Haarbeck, Musiktheorie und Komposition zunächst bei E.-W. Velte, von 1984-89 bei Mathias Spahlinger |
1987 | Komponistenporträt im SDR |
1988 | Preisträger beim internationalen Kompositionswettbewerb "Forum junger Komponisten" des WDR, Köln |
1988-95 | Lehrbeauftragter im Fach Musiktheorie am Institut für Musikwissenschaft der Universität Karlsruhe und von |
1989-94 | an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe |
1987-90 | Enge Zusammenarbeit mit dem Studententheater an der Universität Karlsruhe, Schauspielmusiken |
1992-94 | Intensive Arbeit im Bereich der Liveelektronik am Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) |
1990-95 | Gründungsmitglied und von 1992-1995 Vorsitzender der "Neuen Komponisten Gesellschaft" Karlsruhe, die in Zusammenarbeit mit dem Süddeutschen Rundfunk und der Stadt Karlsruhe eine Konzertreihe für Neue Musik veranstaltete |
1994-99 | Dozent für Musiktheorie und Analyse an der Staatlichen Hochschule für Musik Karlsruhe |
1995 | Komponistenporträt im DeutschlandRadio Berlin |
seit 1995 | Freier Mitarbeiter von DeutschlandRadio Berlin, Produktionen für die Reihe "Werkstatt" (zusammen mit Markus Hechtle und Rainer Lorenz) |
1995/96 | Stipendium der Akademie Schloss Solitude Stuttgart |
1996 | Kompositionsauftrag der Staatsoper Stuttgart für das Projekt "6 x Blaubart": Show Down, Musikalisches Szenario für einen Cellisten und Liveelektronik mit Video (zusammen mit Rainer Lorenz) |
1998 | Kompositionsauftrag für die Donaueschinger Musiktage 2000 |
1999 | Berufung als Professor für Analyse Zeitgenössischer Musik und Musiktheorie an die Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin |
2000 | Uraufführung "Tutti - Komposition für Orchester mit 11 Trompeten" bei den Donaueschinger Musiktagen |
Aufführungen im SWR, HR, DLR, WDR ("Musik der Zeit"), NDR ("Das Neue Werk"), in Freiburg (Horizonte-Konzerte), München (Festival A'DEvangarde), Berlin (Akademie der Künste), an der Staatsoper Stuttgart, Donaueschingen (Musiktage), Prag, Vilnius, Zürich, u.a. durch Sylvain Cambreling, Peter Eötvös, Kasper de Roo, das SWR Sinfonie-Orchester, Ensemble Modern, Ensemble Aventure, Ensemble MusikFabrik, Ensemble SurPlus, Kammerensemble Neue Musik Berlin, Ensemble Köln, Ensemble Mosaik | |
(Stand: 2003) |
1 Viertel = 100 (1988)
für Flöte, Stimme, Schlagzeug, Karnevalströte, Drum-Computer und Tonband
Ruth Eberhard, Stimme · Roberto Baiocco, Flöte
Matthias Dahms, Schlagzeug · Michel Ackermann, Tröte
Rainer R. Lorenz, Klangregie
Tutti (1995-2000)
Komposition für Orchester mit 11 Trompeten
2 1
3 2
4 3
5 4
6 5
Rainer R. Lorenz, Klangregie
Trompetenklasse Reinhold Friedrich
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Leitung: Sylvain Cambreling
7 "La condition humaine" (1989/90)
aus dem Blickwinkel eines rotierenden Tonkopfes
für Ensemble und digitales Tonband
Rainer R. Lorenz, Klangregie
Ensemble Modern
Leitung: Kasper de Roo
Einspielungen für das Zuspielband:
Ensemble für Neue Musik der Musikhochschule Karlsruhe
Christian Rieger, Sprecher · Leitung: Peter Eötvös
8 Frédéric (1986)
Nacherzählung für vier Woodblocks, Klavier und Ensemble
Rainer R. Lorenz, Klavier
Ein Kammerensemble · Leitung: Kunihiro Ochi
9 Mitschnitt (1994)
für vier Violoncelli, zwei Schlagzeuger und Tonbandschleife
Almuth Hett, Markus Tillier, Andreas Schuler und Bernd Hammrich, Violoncelli
László Hudacsek und Nils Tannert, Schlagzeug
Rainer R. Lorenz, Klangregie
10 Anschlags-Kultur (1986)
Musikalisches Szenario für einen Darsteller, Klavier und kleine Trommel
Christian Rieger, Darsteller · Rainer R. Lorenz, Klavier
Mathias Becker, Schlagzeug