Erscheinungsjahr: 1996 WER 6532 2 Bestellen
1 Komposition für Streichquartett
2 Symmetries on aleph zero 2
3 Disappearing Musics
Jakob Ullmanns Lebensweg ist an den Steinen, die ihm in den Weg gelegt worden sind, abmessbar. An diesen hat er sich abgearbeitet, sie haben seine kompositorische Haltung mitgeprägt und die Überwindung dieser Hindernisse hat ihm schließlich Recht gegeben.
Möglicherweise waren es gerade die Erfahrungen mit den Kulturbeauftragten eines als repressiv erlebten Staates, die Ullmanns große Skepsis gegenüber der Erwartung gesellschaftlicher Wirkung von Musik mitbegründete, in jedem Fall aber stärkte. Schönbergs Musik, so hebt Ullmann mit Blick auf die Schlüsselfigur unnachgiebigen Komponierens hervor, ist der Beweis, dass es nicht nur notwendig, sondern dass es auch möglich ist, Musik zu schreiben, die für Führerhauptquartiere nicht taugt.
In die Landschaft der DDR-Musik passten Ullmanns Werke aus mehreren Gründen nicht recht. Zu fremd wirkten seine zurückhaltenden Werke. Seine Partituren sind hintergründige Texte, die allererst enträtselt werden müssen. Sie haben oft den Charakter eines Palimpsests, eines mehrfach überschriebenen Pergaments, dessen Textschichten radiert, übermalt oder überklebt sind, dessen Ränder womöglich angesengt und dessen Tinten durchgeschlagen sind: eine Assemblée von Fragmenten, deren einstiger Zusammenhang zerstört und deren ursprünglicher Sinn dunkel ist. Einen Sinn gebiert solches Konglomerat erst durch vielmaliges und stets neu kombinierendes Lesen. Das musste einem Kulturbetrieb ebenso verdächtig sein wie die Liebe zu John Cage, dessen Kompositionsprinzipien Ullmann schon früh adaptierte und damit sein Votum für die Befreiung der Klänge von Intentionalität und gesellschaftlicher Semantik abgab.
Frank Hilberg
1958 | geboren in Freiberg (Sachsen) |
1965-75 | Schulbesuch in Naumburg/Saale |
ab 1965 | Klavier- und später auch Orgelunterricht |
1975-78 | Kirchliches Proseminar Naumburg |
1978-83 | Tätigkeit als Hausmeister, Heizer, Kohlenträger... |
in Dresden, daneben | |
1979-82 | Studium an der Kirchenmusikschule Dresden (Lehrer u. a. Hansjürgen Scholze) |
Konsultationen zu Fragen der Komposition mit Jörg Herchet | |
1982-84 | (erfolglose) Bewerbung um die Stelle eines Meisterschülers an der Akademie der Künste in (Ost-) Berlin bei F. Goldmann, daher privater Kompositionsunterricht bei Friedrich Goldmann |
1990 | Bekanntschaft mit John Cage, seitdem intensiver Austausch bis 1992 |
seit 1982 | freischaffend als Autor und Komponist in Berlin |
Teilnahme an Festivals in Donaueschingen, Witten, Saarbrücken, München, Darmstadt, Zürich, Paris und Köln |
(Stand: 1996)
1 Komposition für Streichquartett (1985)
Streichquartett des Ensemble UnitedBerlin: Andreas Bräutigam, Violine
Stephan Kalbe, Violine - Martin Flade, Viola
Katharina Feltz, Violoncello
2 Symmetries on aleph zero 2
Komposition für Violine (1986/87)
Nicolaus Richter de Vroe, Violine und Einrichtung
3 Disappearing Musics
for six players (more or less) (1989/91)
Ensemble Recherche Freiburg: Martin Fahlenblock, Flöte
Peter Veale, Oboe - Uwe Möckel, Klarinette
Melise Mellinger, Violine - Barbara Maurer, Viola
Sven Thomas Kiebler, Klavier - James Avery (als Gast), Klavier